Das "männersäen"

Ein alter Fasnachtsbrauch in Trillfingen um Ehen zu stiften

Die Gemeinde Trillfingen zählt zu den hohenzollerischen Orten, die durch die Jahrhunderte hindurch im Volk überlieferte bodenständige Fasnachtsbräuche haben. Das "Männersäen" ist ein alter Fasnachtsbrauch in unserer Gemeinde, den man um die 18. Jahrhundertwende hier eingeführt hat. Damals war es nämlich vorgekommen, dass mehrere Jahre hindurch hintereinander in der Fastnachtszeit, also von Dreikönigstag bis Aschermittwoch, keine jungen Paare vor den Altar traten. Man glaubte aber, dass Ehen, die in dieser Zeit geschlossen würden, besonders glücklich und fruchtbar wären. Dem Brauche nach aber sollte das "Männersäen" den Zweck haben, Ehen zu stiften. Gleichzeitig sollte es als eine Art Strafe den ledigen Mädchen gegenüber dienen, denen man, von heutiger Sicht aus gesehen, zu Unrecht die Schuld für diesen ehelosen Zustand in diesem Zeitraum zuschob. Am Fasnachtsmontag werden alle ledigen Mädchen an eine mit dickem Dorngestrüpp eingeflochtene Holzegge gespannt.

 

Morgens, so gegen acht Uhr versammeln sich die ledigen Burschen mit Narrenkleidern angetan, an einem bestimmten Ort. Zur selben Zeit haben sich die ledigen Mädchen im Dorf rundherum in den Häusern, auf der Bühne oder im "Heubarn" versteckt. Sie gilt es zu suchen und ausfindig zu machen. Denn einerseits wollen sie sich recht raffiniert verstecken, zum anderen wäre es Ihnen auch nicht recht, wenn sie nicht gefunden würden; vor allem sollte dies aber gerade der eigene "Schatz" sein, der sie findet. Mit viel Hallo und närrischen Getue gehen die jungen Burschen auf die Suche. Da gibt es keine Stube, kein Schlafzimmer, keinen Dachboden, keine Scheune und keinen Keller, der nicht nach einer Dorfschönen durchsucht wird. Von ihren "Häschern" werden sie dann in einen eigens dafür geschaffenen "Ortsaresst", meistens das Nebenzimmer einer Wirtschaft, oder Schulhof gebracht und von dafür bestimmten Jungmännern bewacht.

Auch hier geht das närrische Spiel weiter und die Mädchen versuchen mit allen Tricks auszubrechen.Am Nachmittag kommt dann die eigentliche Hauptsache. Mit einem Strick gebunden werden die Mädchen zur bereitgestellten Egge geführt und eingespannt. Es ist eine umständliche Sache, bis die Egge flott bespannt ist. Manche Dorfschöne will nicht recht parieren und brennt durch, wenn sie es fertigbringt.Unter ohrenbetäubendem Peitschengeknall setzt sich das mächtig lange "Jungfern-Gespann" in Bewegung. Die Schuljugend und alles, was laufen kann, begleitet die lustige Komödie. Die Dorfbewohner und viele Schaulustige säumen die Straßen.Der Zug führt durch das ganze Dorf. Dem Gespann voran schreitet als Sämann in alter Bauerntracht der Ehemann, der im vergangenen Jahre im Ort zuletzt geheiratet hat und streut Samen (in Wirklichkeit Spreu oder volkstümlich "Spruber" genannt) aus. Die Aussaat wird nun eingeeggt, auf dass sie aufgehe, wachse, gedeihe und reichlich, überreichlich Früchte trage für die Notleidende Trillfinger Jungfernschaft, der es an Männern mangelt.

 

Besonders schwierig gestaltet sich die Säerei, wenn es irgendwo im Dorf bergauf geht. Da gibt es gar ein gewaltiges Geknalle und ein mächtiges Geschrei mit "Hott und Hüh". Und weiter geht der Zug. Der Sämann ist immer so zehn Schritte voraus. Gelingt es nämlich einem der Mädchen, sich des Strickes zu entledigen, so sucht sie den Sämann zu fangen und läuft, was sie nur laufen kann. Sobald aber der Sämann dies merkt, so nimmt auch er Reißaus, so schnell ihn die Füße tragen. Wird er nämlich von den Mädchen eingeholt, so gibt dies ein großes Gaudium; er hat das Spiel verloren und gilt als Gefangener der Mädchen und muss noch obendrein die ganze Zeche bezahlen. Sämtliche Mädchen dürfen an diesem Fasnachtstage essen und trinken, was sie nur wollen; alles muss von den ledigen Burschen bezahlt werden. Nach der Saat findet ein allgemeiner Schmaus statt.

 


Kontakt

Narrenverein Trillfingen e. V.

1. Vorstand: Enrico Kienzle

Bruckstraße 20

72401 Haigerloch-Trillfingen

eMail:  enrico.kienzle@web.de

eMail: info@narrenverein-trillfingen.de

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